Menschen im Hospiz
Jessica Zenker, Biologin
Im Leipziger Hospiz Villa Auguste bringen sich auf die verschieden-sten Weisen Ehrenamtliche ein, die verbleibende Lebenszeit der Bewohnerinnen und Bewohner wertvoll zu gestalten. In Küche und Garten oder als Begleitung der letzten Tage. Möglichkeiten sich zu engagieren gibt es viele. Eine von ihnen ist Jessica Zenker.
Die 37-Jährige hat zwei schulpflichtige Kinder und ist als Biologin tätig. Ein bis zweimal im Monat backt sie Waffeln im Hospiz.
Was war Ihre Motivation, sich im Hospiz einzubringen?
In unserer Familie haben wir erlebt, wie enorm hilfreich und wohltuend es war, die schwer erkrankte Oma mit palliativer Hilfe von einem Hospizdienst begleiten zu können. Das war eine für alle sehr intensive Zeit, aber auch eine so schöne Erfahrung, so etwas wollte ich weitergeben. Es ist gut, dass es Häuser wie das Hospiz Villa Auguste gibt, wo eine Atmosphäre herrscht, wo man ankommen kann am Lebensende und wo Menschen sich kümmern.
Wie sind Sie zur Waffelbäckerin geworden?
Ich habe als erstes am Infoabend teilgenommen. Ich wäre auch spazieren gegangen, hätte vorgelesen oder im Garten geholfen, ich kann nähen und backen. Im Kennenlerngespräch haben die Sozialarbeiterin und ich dann das Richtige gefunden. Wenn der köstliche Waffelduft durchs Haus zieht, weckt es die Lebensgeister und die gemütliche Wohnküche füllt sich. Besonders beeindruckt hat mich eine Bewohnerin, die sich immer schick gemacht und geschminkt hat.
Hatten Sie je mit Berührungsangst zu tun?
Ich habe da wenig Berührungsängste, möchte aber gerne den Letzte-Hilfe-Kurs mitmachen. Beim letzten Ehrenamtstreffen haben wir darüber gesprochen, was wir dürfen und was nicht, zum Beispiel beim Aufstehen helfen. Wir sollen ja keine ausgebildete Pflegekraft ersetzen. Dann lieber jemanden rufen und gemeinsam warten, also eher die Zwischenräume füllen.
Was ziehen Sie selbst aus dem Tun?
Ich mag unheimlich die Atmosphäre im Haus, dieses Fröhliche und die Dankbarkeit. Mir wird dafür sehr viel Wertschätzung und Zuspruch entgegengebracht und ich erlebe eine schöne Gemeinschaft. Das ist Sinn stiftend, gut fürs Herz und erdet. Und es verändert die Lebenseinstellung. Außerdem ist mir die Vorbildfunktion für meine Kinder wichtig.
Hospizarbeit ist offen für alle, die sich engagieren wollen. Es sind keine besonderen Kenntnisse oder Fähigkeiten notwendig. Die größte Stärke von Ehrenamtlichen im Hospiz ist, dass sie offen für menschlichen Erfahrungen sind, die auch mit dem Lebensende zusammenhängen können.