Baubegleiter haben das Wort
Architekt Dr. Ulrich Seelig
Seit über 10 Jahren ist das Planungs- und Architektenbüro von Dr. Ulrich Seelig mit dem Hospiz Villa Auguste verbunden. Ihn und sein Team zeichnen aus, dass sie sich intensiv mit der Hospizarbeit identifizieren. Sie haben zunächst in kleinen Schritten das Haus umgestaltet, beispielsweise die Bewohnerzimmer, weil sich in über 20 Jahren des Bestehens selbstverständlich auch Bedürfnisse verändern.
Darüber hinaus wurden mit Weitblick zwei Großprojekte angegangen: zunächst das Gartenhaus. Es hat die Ausmaße eines Neubaus angenommen und ist ein toller Seminarraum geworden. Zum anderen wird seit mehr als 5 Jahren am Projekt „Lückenschluss“ durch das Tageshospiz gearbeitet. Der inzwischen dritte Entwurf schließt stark an den modernen Anbau aus dem Jahr 2000 an, symmetrisch gespiegelt, so dass die alte Villa gerahmt werden wird. Eine schöne Geschichte, meint Ulrich Seelig, weil es etwas Offenes abrundet.
Im Gespräch mit Diana Smikalla hat der Architekt noch mehr zum Großprojekt der Jahre 2022/23 erzählt.
Ist es schwierig, Gebäude vorzufinden und zu ergänzen?
Ja und nein. 90 Prozent der Gebäude in Deutschland bestehen schon. Zehn Prozent werden hinzu gebaut. Unsere Hauptarbeit ist die Umgestaltung, Sanierung und Weiterentwicklung von Gebäuden. Die Erkenntnisse, die aus 20 Jahren Hospiz aus baulicher Sicht gemacht worden sind, finden sich jetzt im Neubau wieder. Es ist hochinteressant, so ein Tageshospiz zu gestalten, man hat keine Vorlagen. Wir haben uns zu einem fortgeschrittenen Planungszeitpunkt ein Tageshospiz in Berlin angeschaut und es hat unsere Planung im Prinzip bestätigt, mit einer Ausnahme. Wir hatten die Situation des Ankommens völlig anders eingeschätzt. In Berlin wurde uns geschildert, dass dieser Prozess bis zu eine Stunde dauern kann und es einen extra Raum braucht. Das klingt zunächst banal, aber es ist ein so wesentlicher Teil des Ankommens und der Bedürfnisse. Die zukünftigen Gäste sind ja von der Konstitution her besser beieinander als die Bewohner im stationären Hospiz. Daraufhin haben wir den Empfangsbereich für Leipzig nochmal umgestaltet. Aus professioneller Sicht ist der Bau an sich eine Aufgabe wie jede andere.
Wie werden das stationäre und das Tageshospiz verbunden?
Die Verknüpfung im Alltag von stationärem und Tageshospiz wird sich erst finden und entwickeln. Die Häuser werden in unterschiedlichen Ebenen verschiedenste Angebote bieten: Wohnküche, Tagessalon, Wohnzimmer, Therapieraum. Wir haben das baulich auf jeden Fall so großzügig gehalten, dass vieles möglich ist. Und wir heilen ein paar Dinge, die im stationären Bereich nicht so ideal sind. So wird im Gartengeschoss eine Pflegeoase eingerichtet, ein großzügiger Raum mit Dusche, WC und einer besonderen Pflegewanne. Das haben wir bislang unter nicht so optimalen Bedingungen in der Villa mit der Idee, dass es zukünftig von allen Bewohnern und Tagesgästen genutzt werden kann.
Was sind im Jahr 2023 die wichtigen Entwicklungsschritte?
Wir haben zum Jahresende 2022 den Rohbau fertiggestellt. Das Richtfest Anfang Februar war schon mal eine denkwürdige Wegmarke. Danach gibt es keinen weiteren Meilenstein, dann greift eins ins andere bis zur Übergabe. Eine aktuelle, außen sichtbare Veränderung waren der Einbau der Fenster und der Abbau des Krans in der Kommandant-Prendel-Allee. Eine wichtige Fortentwicklung wird die Verbindung der Häuser sein und wie sich die Umgestaltung der Villa vollzieht, denn die Baustelle greift ja unweigerlich auch ins Tagesgeschehen ein. Wir, die wir jeden Tag mit Bauen zu tun haben, sehen das möglicherweise entspannter als die, die für die Patientenbetreuung zuständig sind.
(Die Fortsetzung des Gesprächs wird demnächst in einem zweiten Beitrag veröffentlicht.)