Buntes Ehrenamt
Einen Monat fürs Hospiz
Johannes Voigt hat den Februar dafür genutzt sich ehrenamtlich im Hospiz Villa Auguste zu engagieren und ist ein gutes Beispiel dafür, wie vielfältig das Ehrenamt im Hospiz sein kann. In den vergangenen Wochen hat er den Bewohnerinnen und Bewohnern Zeit geschenkt und Projekte umgesetzt, für die im Hospizalltag oft nicht genug Zeit ist.
Wie kam Ihnen die Idee sich im Hospiz Villa Auguste zu engagieren?
Ich habe gemerkt, dass ich Veränderung brauche und beschlossen für mehrere Monate mit einem Freund gemeinsam zu reisen. Wir wollen mit Bus und Bahn in den Kaukasus. Mein Reisepartner hat jedoch erst ab März Zeit. Ich wollte im Februar nicht zuhause sitzen und nichts tun, sondern die Zeit sinnvoll nutzen und hab mich nach Möglichkeiten umgesehen. Dabei bin ich auf das Hospiz Villa Auguste gestoßen.
Welche Aufgaben haben Sie übernommen?
Ich habe in meiner E-Mail an das Hospiz bewusst geschrieben, dass ich offen für viele Aufgaben bin und Lust habe alles Mögliche zu machen. Es gibt nichts, das ich von vornherein ausgeschlossen habe. Meine Tage im Hospiz waren dadurch sehr unterschiedlich.
Eine meiner Aufgabe war es die Bibliothek im Wohnzimmer zu sortieren und zu digitalisieren. Dafür habe ich ein Excel-Verzeichnis erstellt, in dem alle 400 Bücher aufgelistet sind. Die Bücher sind nun nach Rubriken geordnet und alle Abenteuerromane stehen z.B. in einem Fach. Außerdem habe ich eine Mappe mit allen Bestattungsunternehmen in Leipzig finalisiert, an der ein Praktikant in seiner Zeit im Hospiz gearbeitet hat. Neben einigen anderen Projekten habe ich dem Haustechniker des Hospizes an drei Tagen beim Malern geholfen.
Ich habe aber auch viel Zeit mit den Bewohnerinnen und Bewohnern verbracht. Zum Beispiel war ich mit ihnen draußen spazieren, habe Mensch-ärger-dich-nicht gespielt oder mich mit ihnen unterhalten – mit einem Bewohner besonders über Musik, weil er leidenschaftlicher Musiker war. Beim Mittagessen und Kaffeetrinken war ich mit in der Küche, dadurch kommt man schnell ins Gespräch. Eine Bewohnerin habe ich einige Male das Essen gereicht. Das hat mich etwas Überwindung gekostet.
An meinem letzten Tag im Hospiz habe ich ein Konzert für die Bewohnerinnen und Bewohner im Wohnzimmer gegeben. An anderen Tagen habe ich bei offenen Türen Klavier gespielt, damit es im gesamten Haus zu hören war.
Johannes Voigt an seinem Lieblingsort im Hospiz: Am Klavier im Wohnzimmer.
Hatten Sie bereits Erfahrungen mit der Hospizarbeit?
Ich war vorher noch in keinem Hospiz oder auf einer Palliativstation. Aufgrund von Todesfällen in der Familie bin ich aber mit dem Thema Tod in Berührung gekommen. Gerade mache ich mir über viele Dinge Gedanken, auch darüber wie man sich mit dem Tod auseinandersetzen kann. Wie kann man über Tod sprechen? Wie denken andere Menschen darüber? Wie kann man darüber in der Familie sprechen und es nicht von sich wegstoßen?
Was nehmen Sie aus der Zeit im Hospiz mit?
Ich nehme die Erkenntnis mit, dass alle Menschen einen individuellen Umgang mit dem Thema Tod haben. Manche der Bewohnerinnen und Bewohner haben sich mir gegenüber nicht geöffnet und alles von sich weggeschoben, andere waren sehr offen und habe über ihre verbleibende Zeit mit mir gesprochen. Das war sehr unterschiedlich.
Ich kann mir gut vorstellen mich auch in Zukunft ehrenamtlich zu engagieren, weil mir die Tätigkeit hier im Hospiz Villa Auguste viel gegeben hat. Im Hospiz lernt man viele Menschen kennen und tauscht sich aus. Das wünsche ich mir auch zukünftig.