Ein ganz besonderer Mensch fürs Hospiz
Beatrix Lewe
"Niemals geht man so ganz, ein Stück von Dir bleibt hier", hat einst Trude Herr gesungen. Welche Ausmaße das "Stück" von Schwester Beatrix für die unterschiedlichsten Menschen im Hospiz und außerhalb hat, drücken sie am besten selbst aus. Der Festakt Mitte August, der ihre vollendete Zeit als Geschäftsführerin und Hospizleiterin würdigte, hat allerhand Stimmen zusammengebracht.
Dieter Blaßkiewitz, ehemaliger Geschäftsführer des St. Elisabeth-Krankenhauses:
Mit unserem Kennenlernen begann ein persönliches Bündnis für ihre Mission. Sehr bald lernte ich die charmante Beharrlichkeit dieser Ordensfrau kennen. Auf diese Weise hat sie außergewöhnliches bewirkt, war Wegbereiterin für unterschiedliche Hospizformen, Geburtshelferin für die SAPV (Spezialisierte Ambulante Palliativ-Versorgung) und hat mit dem Tageshospiz ein mutiges Zeichen gesetzt. Sie hat für alle Hospizformen weithin Sichtbarkeit bewirkt. Wir beide können auf 30 Jahre vertrauensvolle Weggenossenschaft und lebendigen Austausch zurückblicken.
Dr. med. Martin Kamprad, Facharzt für Innere und Palliativmedizin im Brückenteam:
Sie hat immer das Ziel vor Augen, wohin sie ihre Gesprächspartner mitnehmen will. Mit der ihr eigenen Durchsetzungskraft hat sie deutlich gemacht, was ihr am Herzen liegt, und die Menschen dann auch in die Pflicht genommen. Das Ziel war immer gut und vernünftig und es war ja auch unser gemeinsames Ziel. So sind wir den Weg zusammen gegangen.
Tobias Wilzki, Koordinator des Brückenteams:
Sie ist jemand, die Dinge anfängt, mit viel Energie und Vehemenz, die dazu Verbündete sucht und Menschen mitnimmt. Sie wartet nicht auf die letzte Klarheit im Plan, sie geht los. Das konnte man sehr gut von ihr lernen, als zweites die Beharrlichkeit. Das Dritte ist die Verantwortung, die sie immer übernommen hat. Im Kleinen wie im Großen hat sie sich nie vor Verantwortung gedrückt. Sie hat auch den Preis gezahlt, den Menschen mit großer Verantwortung häufig zahlen: Zeitabzug im Privaten, schlaflose Nächte, Momente der Einsamkeit, Gesundheit. Was sie hinterlässt, ist ein bestellter, fruchtbarer Boden.
Dr. Maria Goerdeler:
Ich möchte mich ganz herzlich bei Schwester Beatrix bedanken für die Freundschaft, für alles, was sie für das Hospiz getan hat. Für meinen verstorbenen Mann und mich, für unseren Sohn und die ganze Familie war sie immer eine ganz wichtige Inspiration. Wir bewundern, was sie auf die Beine gestellt hat und wie sie sich um die Sterbenden kümmert. Das hat uns immer ganz besonders berührt.
Andreas Goerdeler:
Mit dem Tod von meinem Vater habe ich noch einmal ganz anders verstanden, was es bedeutet, Sterbende und ihre Angehörigen zu begleiten. Ich bin erfüllt von Dankbarkeit für die Arbeit von Schwester Beatrix und dem Hospiz-Team.
Kerstin Seifert, ehemalige Leiterin der Palliativstation, Elisabeth Krankenhaus Leipzig:
Eine herausragende Fähigkeit ist, Menschen zu koppeln, Verbindungen herzustellen, ein Netzwerk aufzubauen. Sie macht das so gekonnt, dass der andere sich darin tatsächlich wiederfindet. Das bewundere ich. Und persönlich, selbst zu einer Zeit, als wir uns noch nicht eng kannten und ich in einer schwierigen Situation war, hat sie sich gekümmert. Häufig gibt sie für Situationen Deutungen, die eine andere Draufsicht ermöglichen, auf eine liebevolle Art, ohne zu verurteilen. Oft mit dem Effekt der klärenden Erleichterung. Das ist etwas, was nur sie kann.
Markus Wägner, Leiter Region Ost, Deutsche Bank:
Schwester Beatrix ist wie ein Magnet. Sie zieht alle Menschen an und niemand möchte wieder weggehen, sondern mit dabei sein und unterstützen. Sie tut das mit unglaublich viel Herz.
Tobias Strieder, Vorstandsvorsitzender Caritasverband Leipzig:
Uns verbindet ganz viel. Schwester Beatrix ist in den 90-ern nach Leipzig gekommen und die ersten Berührungspunkte waren Caritas. In der langen Zeit, in der wir uns kennen und in der wir zusammenarbeiten bewundere ich, mit wieviel Energie und Beharrlichkeit sie hier das alles vorangebracht hat. Beim Thema Hospiz ist sie eine Vorreiterin mit viel Mut und Begeisterung. So etwas zu schaffen, das ist gewaltig.
Dr. Ulrich Seelig, Architekt:
Wir haben große Bauprojekt gemeinsam verwirklicht: das Hospiz ausgebaut, dann das Gartenhaus und schließlich das Tageshospiz. Es waren jeweils Riesenherausforderungen sowohl für uns als Architektenbüro als auch für das Hospizteam, weil alles zum ersten Mal geschah ohne Blaupause, immer wieder Neues überlegt und geplant sein wollte. Das war spannend und wir haben es zu einem guten Ende gebracht. Frau Lewe und ich haben 15 Jahre super zusammengearbeitet, uns ergänzt, gegenseitig hochgeschaukelt und das Beste am Ende rausbekommen.
Peggy Staffa, Förderin und Unterstützerin des Hospizes:
Ein besonderes Ereignis ist der Heilige Abend im Hospiz. Wir treffen uns traditionell um 11 Uhr in der Küche. Zusammen mit einigen Schwestern bereiten wir ein festliches Menü für die Bewohnerinnen und Bewohner zu. Vor dem Essen spielen 5 Blechbläser, die seit vielen Jahren auch ehrenamtlich hinzu kommen, nicht nur im Haus Weihnachtslieder, sondern auch auf der Dachterrasse. Die Nachbarschaft vom Hospiz wartet schon darauf. So ist die Villa Auguste inmitten der Gesellschaft. Das berührt mich immer wieder aufs Neue. Ich hoffe, dass die durch Schwester Beatrix entstandene Tradition auch nach ihrem Ruhestand fortgeführt wird.
Christine Clauß, ehemalige Staatsministerin für Soziales und Mitglied des Landtags in Sachsen, ausgebildete Intensivkrankenschwester:
Ein inniges und herzliches Dankeschön an Schwester Beatrix für ihren Dienst, für ihre Freundschaft und die Mitmenschlichkeit mit Worten von Albert Schweitzer >Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.<
Jürgen Vormeier, Vorstandsmitglied in der Stiftung Hospiz Villa Auguste Leipzig:
Ich bin so froh, dass wir uns kennengelernt haben und schätze an ihr vor allem ihre Empathie, Energie, Durchsetzungskraft und ihr Charisma.
Sonja Riedel und Agnes Reuter, Musikerinnen Duo Immortalis:
Wir haben uns nahestehende Menschen verloren, danach einen anderen Sinn im Musizieren gesucht. Als wir das erste Mal hier im Hospiz waren, haben wir damit gerechnet, dass alles traurig und düster ist. Es ist jedoch ganz anders. Bei Schwester Beatrix waren wir vollkommen überrascht, welche Liebe, Freude und Heiterkeit sie ausstrahlt. Im Grunde haben wir den Wunsch, etwas Schönes hier hineinzubringen, zurückbekommen.
Dr. med. Andreas von Aretin, Chefarzt im Elisabeth Krankenhaus, verantwortlich auch für die Palliativstation:
Die Versorgung der Patienten wäre ohne das Hospiz nicht vorstellbar. Wir haben die Gewissheit, dass sie von der Palliativstation an einen guten Ort kommen. Unsere Arbeit wurde in dem Netzwerk mit dem Hospiz und Schwester Beatrix erst ermöglicht. Die Arbeitsebene ist natürlich wichtig. Auf persönlicher Ebene schätze ich, dass sie nicht locker lässt und das Haus für Interessierte erlebbar macht, auch für mich. Außerdem zeichnet sie ihre enorme Präsenz in der Stadt aus: Ich sehe sie bei allen möglichen Veranstaltungen, wo sie gefragt ist oder Spenden akquiriert werden können. Ich habe sie immer als sehr authentisch wahrgenommen.
Susanne Richter, im Beirat der Stiftung:
Dass sie immer wieder aktiviert, für die Idee der Hospizarbeit wirbt und überzeugend ist, die Dringlichkeit dieses Anliegens in die Welt zu tragen. Denn letztendlich sind wir alle betroffen, Verwandte, Freunde. Beatrix ist im besten Sinne eine Menschenfängerin für ihre Vision. Diese Arbeit ist wertzuschätzen. Ich unterstütze sie deshalb seit 16 Jahren.
Schwester Susanne, Pflegedienstleiterin des Tageshospizes:
Ich bin ja von Schwester Beatrix „eingefangen“ worden. Eigentlich saß ich mit Armbruch gelangweilt zu Hause, sie rief an und hat mir die stellvertretende PDL angeboten. Das war sie live: Überfallkommando mit Erfolg. (lacht) Das habe ich mir abgeschaut und inzwischen auch schon aktiv betrieben.
Schwester Marie, Pflegedienstleiterin des stationären Hospizes:
Gelernt habe ich bei ihr das morgendliche „jour fixe“. Man geht den ganzen Tag durch, Neuerungen, alles Wesentliche. Manchmal hatten wir auch Kuchen und Kaffee dabei. Jour fixe ist der beste Start in den Tag. Unvergessen bleibt auch unser Spaßausspruch, der nach einem Abend beim Griechen geblieben ist: „Jàmas, jetzt hamma’s.“
Dr. med. Mechthild Szymanowski, leitende Ärztin im SAPV:
Vor vielen, vielen Jahren habe ich eine Hospizhelferschulung bei Schwester Beatrix gemacht, so haben wir uns kennengelernt. Sie war immer sehr stolz, dass ich die erste Ärztin war, die sie 2010 für das Brückenteam eingestellt hat. Wir haben ein tolles Team, in dem ich mich sehr wohl fühle und das hat sie aufgebaut.
Heinrich und Mechthild Hüsch, Inhaber Werbeagentur in Aachen:
Schwester Beatrix hat wohl immer mit vielen Bällen jongliert. Nun hat sie den Ball der Geschäftsführerin beiseite gelegt, aber es bleiben noch genug in Bewegung. Die Seelsorgerin, die Gesellschafterin, die Ordensfrau, die Netzwerkerin und die leidenschaftliche „Hospizbegleiterin“ wirbeln ja immer noch durch die Luft. Wir wünschen ihr ein angenehmeres Tempo und Freude bei ihrem Tun, Gesundheit und Erfüllung.
Weitere Bilder des Festakts zum Abschied von Schwester Beatrix Lewe zeugen von einem Tag reich an Erinnerung, Austausch und Begegnungen.